Winden am Aign - Auch im Jahr 2021 gibt es immer noch viel weniger weibliche Unternehmerinnen als Männer.
Artikel aus dem Donaukurier vom 08. März 2021
Mit Schaltanlagenbau und Kabelkonfektion kennt sich Petra Seidl, Geschäftsführerin von Elektro Seidl aus Winden am Aign mittlerweile aus. Foto: Vogl
Mit Schaltanlagenbau und Kabelkonfektion kennt sich Petra Seidl, Geschäftsführerin von Elektro Seidl aus Winden am Aign mittlerweile aus.
Eine Frau aus der Region, die bereits seit 1993 ein 30 Mann starkes Unternehmen leitet, ist Petra Seidl. Sie ist Geschäftsführerin der Firma Elektro Seidl aus Winden am Aign. Zum Weltfrauentag am 8. März hat sie mit der Heimatzeitung darüber gesprochen, wie es dazu kam, dass sie als Frau an der Spitze eines Unternehmens im Schaltanlagenbau steht.
Die Firma aus Winden beschäftigt sich mit Schaltanlagenbau und Kabelkonfektion für Großkunden. Man würde bei einer Elektronikfirma nicht unbedingt eine Geschäftsführerin erwarten. Doch der Grund dafür liegt in der Unternehmensgeschichte: Petra Seidls Vater und Elektromeister Adolf Seidl hat das Unternehmen 1963 in den Gebäuden des elterlichen, landwirtschaftlichen Anwesens gegründet. Ehefrau Johanna Seidl kümmerte sich damals um die anfallenden Bürotätigkeiten. Petra Seidl gibt offen zu, dass sie nicht von Anfang an geplant hatte, in die elterlichen Fußstapfen zu treten. Sie hatte Betriebswirtschaft studiert und arbeitete zunächst in einer gehobenen Stellung in München. Dann schlug das Schicksal 1993 hart zu: Firmengründer Adolf Seidl erlag völlig unerwartet einer schweren Krankheit.
Petra Seidl fiel es mit damals 27 Jahren nicht leicht, die Stellung in München aufzugeben. Doch schließlich entschied sie sich dafür, das Lebenswerk ihres Vaters fortzuführen - auch, um die Arbeitsplätze zu erhalten. "Das ging damals nur, weil sich die Mitarbeiter so engagiert und mich unterstützt haben", sagt sie rückblickend. Vor allem der technische Leiter Albert Zausig hätte sie von der ersten Stunde an tatkräftig unterstützt.
Petra Seidl war zwar gelernte Betriebswirtin, aber von der fachlichen Seite - der Elektronik - wusste sie damals nichts. "Es gab keine Einarbeitung durch meinen Vater, und ich kannte die Kunden nicht", erinnert sie sich. Doch Seidl packte an - und führte das Unternehmen erfolgreich weiter. Unter ihrer Leitung wurde das Unternehmen im Hinblick auf die EDV aufgerüstet, konnte das Portfolio erweitern, mehr Personal beschäftigen und den Umsatz steigern. "Mir war wichtig, dass unsere Firma ein Familienunternehmen bleibt, das in Deutschland produziert", betont Petra Seidl. Ihr großes unternehmerisches Vorbild sei ihr Vater gewesen, sagt die Geschäftsführerin. Adolf Seidl sei "hemdsärmelig" unterwegs gewesen, immer ehrlich, beliebt bei den Kunden - und er habe auch selbst mit angepackt. "Das hat es mir erleichtert, dass ich dort anknüpfen konnte", blickt Petra Seidl zurück.
Große Unterschiede zwischen einem Geschäftsführer und einer Geschäftsführerin sieht sie übrigens nicht: "Es zählt die persönliche Qualifikation, unabhängig vom Geschlecht. Das Ergebnis muss am Ende passen, egal, ob man mit Mann oder Frau zusammenarbeitet. " Jungen Frauen, die Unternehmerin werden wollen, rät sie "ihren Weg konsequent zu verfolgen und sich nicht von Anfängerfehlern abschrecken zu lassen. " Fehler mache anfangs jeder. Wichtig sei, seinen Weg trotzdem weiter zu verfolgen.